Lange braune Haare fallen locker über meinen Rücken hinab
und umrunden ein leicht gerötetes Gesicht. Die Augen sind haselnussbraun mit
einer ähnlichen Farbe wie meine Haare. Nichts Spezielles finde ich an diesem
Farbton. Doch anscheinend mögen es die Leute. Oft werde ich darauf
angesprochen, wie schön der Kontrast ist. Jedenfalls stammt meine Röte von
meiner Nervosität. Es ist nichts Neues für mich Geld für Glück auszugeben. Oft
kam ich mit meinen Freunden. Mit der Zeit habe ich mich von ihnen abgekapselt
und blieb lange an einem der anderen Spieltische. Wie immer sitze ich nun im
Grand Casino Bern. Nur dieses Mal ganz Alleine mit meinem Handtäschchen gefüllt
mit klimpernden Chips.
Ob ich es mir leisten kann? Nein, eigentlich nicht. Eher
sollte ich zu Hause sitzen und sparen. Doch es hat einen leichten Reiz, den
mich anzieht und ein starkes Kribbeln, Geld zu verlieren oder zu gewinnen.
Momentan läuft gerade meine Pechsträhne. Eine Runde nach der anderen verliere
ich. Doch mein Optimismus überwiegt. Mein Blick fällt auf die neben mir
hängenden Pendel. Ich frage mich, ob diese riesigen roten Dinger mir wirklich
Glück bringen. Genug Mythen hörte ich bereits über die verschiedenen
asiatischen Glücksbringer. Vorhin an der Bar hat mir ein charmanter Barkeeper
die Bedeutung der heutigen geschmückten Wände erklärt. Es sei das chinesische
Neujahr. Es soll Glück bringen! Jedenfalls hat er mir bereits ein paar Nüsse zu
meinem Drink offeriert. Einen kleinen Glücksfall hat es mir schon beschert.
Plötzlich höre ich ein Trommeln. Dann ein im Takt
schepperndes Geräusch. Neugierig richte ich meinen Blick in die Richtung des
ertönenden Lärmes. Alle um mich blicken auf und schauen sich fragend an. Dann
sehe ich neben mir ein Fabelwesen auftauchen. Drollig und verspielt mit seinem
rotem Fell und denn Bausch-Fühler. Es blickt mich mit seinen klimpernden
Wimpern an. Ich muss lächeln, als es mir mein Bein anknabbert und gluckse
entzückt auf. Was ist das? Frage ich mich. Eine junge Asiatin neben mir lächelt
mich an und sagt, das sind Löwen. Chinesische Löwen für das diesjährige
Neujahr. Jetzt macht es Klick bei mir. Klar, das chinesische Neujahr, wie
konnte ich das schon wieder vergessen.
Gespannt schaue ich zu, wie die Gruppe vorbeizieht. Die drei
Löwen, gefolgt von der Trommel und den Tsching-Tsching. Schön und gut, dachte
ich, doch was bringt mir das nun? Traurig schaue ich auf meine weitere
Nullrunde. Etwas enttäuscht werfe ich einen Chip in die Spielkonsole und seufze
laut auf. Was solls, denke ich und habe mich gedanklich schon verabschiedet.
Ich laufe zwei Schritte und höre einen freudigen Laut hinter mir. Ich drehe
mich um und sehe, wie der Automat blinkt und in allen fröhlichen Tönen singt.
Jemand neben mir lacht mich an und klopft mir auf die Schulter. „Gratuliere“
höre ich einen Casino-Mitarbeiter sagen. Ich schaue immer noch verwundert auf
das Gerät und verstehe nicht, was gerade passiert ist. Langsam begreife ich, es
hat einen Gewinn ausgespuckt. Nach langem Versuchen und Versagen hat es
geklappt! Ich war baff, als ich die Summe sah. Was für ein Zufall. Die Summe
würde gerade meine Verluste mit dem verspielten Geld der letzten Monate decken.
Ich schluckte schwer. Ich schiele auf die Pokertische und frage mich, ob ich
einen Einsatz wagen soll.
Eine Vernunft Stimme ertönte in mir. Noch mehr Glück? Wagen, meinen Glücksstern sprichwörtlich herausfordern oder mir die Summe ausbezahlen lassen? Mir schwirrt der Kopf von all diesen Eindrücken. Ich weiss es längst, die Vernunft wird siegen. Zu schlecht fühlt sich das bereits verspielte Geld an, um nun all dieses wiedergewonnene Geld zu riskieren. Lächelnd denke ich an den quirligen Löwen und frage mich, ob dieser wohl etwas dazu beigetragen hat. Was ist schon Glück? Vielleicht ist dies erst der Anfang meiner Glückssträhne und zieht sich in meinem privat leben gleich weiter. Mythos oder Realität dies darf jeder für sich selbst entscheiden. Für mich war es heute Abend definitiv Wirklichkeit - eine, welche mir Hoffnung und Optimismus mitgibt, ganz im Sinne des Jahres des Wasser-Tigers.